Der Standard - WebStandard, 16.2.2000 09:28 MEZ - inkl. Kommentare von Lesern

Verteidigungsministerium will die private Homepage bundesheer.com erobern


Ehemalige Präsenzdiener verweigern den Gehorsam ...


Das Verteidigungsministerium eröffnete den ersten heimischen Rechtsstreit um einen Domain-Namen im Internet. Die angegriffenen Betreiber der privaten Homepage bundesheer.com sind ehemalige Präsenzdiener und verweigern den Gehorsam. Von der Front berichtet Michael Simoner

Wien - Das österreichische Bundesministerium für Landesverteidigung rüstet zum Kampf. Der Feind: abtrünnige, abgerüstete Präsenzdiener. Das Schlachtfeld: Das Internet, wo die Ex-Soldaten seit zwei Jahren die Homepage bundesheer.com betreiben. "Unbefugter Namensgebrauch und Verwechslungsgefahr", behaupten sie staatlichen Verteidiger und fordern die Übergabe des Domain-Namens. „Gedanken- und Gewissensfreiheit", kontern die Angegriffenen und verweigern den Befehl. Der Fall ist in Österreich der erste Domain-Rechtsstreit, der zwischen einem Ministerium und Privatpersonen ausgetragen wird.

Harald Koch, der Initiator von bundesheer.com, lässt derzeit die Rechtslage des ministeriellen Auslieferungsbegehrens prüfen. „Eine Verwechslung mit der offiziellen Seite des Ministeriums ist jedenfalls ausgeschlossen", so Koch zum Standard. Tatsächlich ist das Verteidigungsressort im Internet unter bmlv.gv.at zu finden. Und 1998, als Koch sich seine Domain sicherte, trug sich das Ministerium lediglich für unserheer.at und heer.at ein. „Für Bundesheer hat sich damals außer mir niemand interessiert", so Koch.

Mitgrund für den Schuss vor den Bug von bundesheer.com dürfte der Inhalt der privaten Homepage sein: Tipps, wie man der Diensteinteilung entkommt, was mit absoluter Sicherheit zur Untauglichkeit führt, welche Jobs beim Präsenzdienst eher gemieden werden sollten. Dazwischen Witze, in denen Oberste und Kommandanten nicht gut wegkommen. Der Hinweis, dass es sich nicht um eine vom Ministerium betriebene Webseite, ist eigentlich überflüssig.

Der eher kritische Zugang zum Bundesheer kommt nicht von ungefähr. Koch, Unternehmer aus der Südsteiermark, war vor zwei Jahren just zu einem Zeitpunkt einberufen worden, als ihn seine Firma am dringendsten brauchte. Koch: „Sämtliche Stellen habe ich durchlaufen, um einen Aufschub zu erlangen. Umsonst. In Kasernen in Tirol und Graz folgten die acht sinnlosesten Monate meines Lebens."

Heer an Unterstützern

Sämtliche Bemühungen um ein Gespräch mit dem Verteidigungsministerium seien bisher abgeschmettert worden. Mit einem Sgt. Pepper, wie sich Koch und sein Team auf bundesheer.com nennen, könne man nicht kommunizieren. In den kommenden Tagen werde sich entscheiden, ob die Sache vor Gericht lande, so Koch. Er kann jedenfalls mit einem Heer an Unterstützern rechnen, bisher wurden fast 180.000 Zugriffe auf seine Internetseite gezählt.

Auf den Ausgang eines etwaigen Prozesses wäre auch Gerhard E. aus Innsbruck sehr gespannt. Er hat sich für 70 Dollar (rund 1000 Schilling/ 72,6 Euro) die Domain bundesheer.at gesichert, betreibt aber noch keine Homepage und befindet sich deswegen auch noch nicht im Nahkampf mit dem Ministerium. Auch E. ist der Meinung, dass Bundesheer kein geschützter Name sei. Gleiches gelte für Justiz, deshalb ist seit kurzem auch die Domain justiz.at für ihn reserviert.

 


Jack Flash 16.02.00 10:17:19  
JaJa.....unser Heer.......
wieder mal unfassbar....anstatt das geld in bessere Ausrüstung und Ausbildung zu stecken werden ein paar hauseigene Juristen forciert um Ihnen eine Daseinsberechtigung zu geben....dazu eine Arbeitsgruppe, ein Unterausschuss und ein paar ideenlose EDV-ler die zwar nicht die pc´s beim bundesheer am laufen halten können aber sich so wichtig machen können..... "Unser Heer"...
Dabei wäre eine kritische auseinandersetzung gerade mit dem Heer notwendig
....wenn ich daran denke dass körperlich und geistig überforderte Ausbilder auf Grundwehrdiener losgelassen werden...
....wenn ich daran denke dass 60 Jahre altes Gedankengut nicht nur zur Zeit meines Präsenzdienstes aktuell war sondern noch heute...
....wenn ich daran denke dass durch mißorganisation und gedankenlosigkeit geld "vernichtet" wird dass dringend gebraucht wird...

Stattdessen werden kritische stimmen (obwohl konstruktiv und berechtigt) mundtot gemacht und das nicht nur im Internet aber so wars ja wohl schon immer....frei nach dem Motto *mir san mir*

Sgt.Pepper nicht unterkriegen lassen, es gibt mehr Allierte als man glaubt......

Erich Kitzmüller 15.02.00 23:28:22  
Endlich ein Gegner
gegen den unser Bundesheer eventuell noch eine Chance hat. Aber vermutlich werden die Schreibtischtäter sogar in diesem Verteidigungsfall eine Niederlage einstecken müssen.
Engelbert Hamann 15.02.00 18:59:32  
Toi toi toi...
...natürlich dem mutigen Sgt Pepper und seinen Getreuen im Kampf gegen "das Imperium"! *ggg*
Oli Sailtornado 15.02.00 18:46:46  
sailtornado@yahoo.com
Unser wahrer (Selbst)Verteidigungsminister!
Dem Mann gehört ein dicker Orden! Irgendwann muß das Imperium der Verarschten ja doch zurückschlagen...
guenther starnberger 15.02.00 18:32:50  
heer verrueckt ?
was will das oesterreichische bundesheer mit einer .com domain?
fuer solche sachen ist der .gv.at bereich reserviert.
auch bei bundesheer.at wuerd ichs noch halbwegs verstehen.
aber .com :-/




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