Mit
schwerem Geschütz fährt das Bundesheer gegen eine Grazer
Internetgruppe an: Notfalls per Gericht will es die Steirer zwingen,
ihre hompage „www.bundesheer.com“ einzustellen. Die
„Kriegserklärung“ wurde angenommen… Seit fast zwei Jahren
bietet eine kleine Gruppe von bundesheergeschädigten
Internet-Freaks aus Graz und der Weststeiermark unter der
Internet-Adresse www.bundesheer.com Bundesheerangehörigen und
solchen, die es werden sollen, eine Info- und Diskussionsplattform
im Internet. Dort kann man, (noch) von den österreichischen militärischen
Geheimdiens-ten unbeeinträchtigt, seinen Frust oder seine Freude
loswerden, seine eigene Internetseite („Kaserne“) basteln oder
sich Tipps abholen, wie man wahrscheinlich „untauglich“ erklärt
wird. „Wir haben Humor. Aber das geht zu weit. Wenn Bundesheer
drauf steht, dann muss auch Bundesheer drin sein“, ärgert sich
der Internet-Beauftragte des Verteidigungsministeriums, Reinhard
Paberger. Und zwar wohl nicht nur darüber, dass es das Heer
„verschlafen“ hat, sich rechtzeitig alle Bundesheer-„domains“
(wie die Internet-Adressen im „www-Chinesisch“ heißen) zu reservieren: Denn
„bundesheer.com“ hat mehr als 172.000 Besucher. Und wer sucht
schon offizielle Bundesheer-Infos unter www.bmflv.gv.at? Und deshalb
setzt das Ministerium jetzt die Grazer Gruppe rund um Sprecher
Harald J. Koch (Spitzname: „Sergeant Pepper“) unter Druck:
Notfalls will man sogar per Gericht diese Adresse (sowie „www.bundesheer.at“,
die ein Tiroler Tonstudio eine halbe Stunde vor den Militärs hatte
reservieren lassen) „zurückerobern“… Die Chancen dafür sind,
so meinen Koch und der Grazer Internet-Guru DI Jürgen Kapeller (er
hat ja den Magistrat Graz beim Rennen um die „Graz
2003”-homepage ausgetrickst und dafür ebenfalls eine Klagsdrohung
erhalten), gering. Gleich gering wie die Chance von Gemeinden und
anderen öffentlichen Stellen, die beim Reservieren von „domains“
zu spät gekommen sind. Kapeller: „Außer für Markennamen sowie
die Bezeichnungen ,gv‘, ,gov‘, die Regierungsstellen vorbehalten
sind, oder ,edu‘ und ,ed‘ für Bildungseinrichtungen gibt es
keine Beschränkung.” Wer also Zweiter ist, hat das Nachsehen – er
kann sich „browsen“ gehen.
Und was das bedeutet, sieht man daran, wer aller
hinter scheinbar „offiziellen“ Internet-Adressen steckt: @
www.graz.at: Die offizielle homepage der Stadt Graz („graz
online“) @ www.graz.com: Dahinter steht ein internat. Restaurant-Führer
(www.restaurant.com) @ www.graz.co.at: Der 24jährige Voitsberger
Martin Kuss bietet hier Computertips an … @ www.bundesheer.com:
Die „andere“ Bundesheer-homepage und Anlass für einen
Internet-Krieg. @ www.polizei.com: Sicherheit gibt’s hier nicht,
nur Steine (www.mineralienwelt.com).
red.